Mull

Den Bildern zur Serie "Mull" liegt ein Triggermoment zugrunde, der in mir die Erinnerung an das wohl einschneidenste Trauma meines bisherigen Lebens reaktivierte. Der Beginn des Ukrainekrieges im März dieses Jahres weckten in mir die Erinnerung an zahlreiche traumatische Erlebnisse, die ich während der jugoslawischen Bürgerkriege der 90er Jahre erfahren und seither intuitiv verdrängt hatte.Das Material Mull in dem Kontext hier erinnert gewissermaßen an Stickereibilder, und auch weil eingerahmte Bilder an sich etwas mit Erinnerungen oder Sehnsucht zu tun haben, sind sie das Persönlichste und somit das Verletztlichste in uns - deswegen werden sie in einem Krieg gleich wie physischer Körper verwundert und verletzt. Demzufolge habe ich sie verbunden und verarztet. Es ist auch bekannt, dass bei Trauma oft die Erinnerungen fehlen und/oder verdrängt werden - deswegen kann man aufgrund des Verbandes das Motiv bei diesen Werken da, also bei diesen Bildern, nicht sehen. Erst mit genug Abstand, also wenn die Wunden heilen ist der Mensch bereit sich diese Bilder anzuschauen.
Ausserdem erinnert das Wort Mull an das Wort Müll was auch interessant ist weil schwere Wunden aufgrund Bakterien wie Müll stinken.

 

 

 

Entstehungsjahr: April 2022